Aussage gegen Aussage bei Sexualdelikten
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Aussage gegen Aussage 2 gegen 1. Es steht Aussage gegen Aussage. Ist Freispruch möglich bei Aussage gegen Aussage Situation? Immer Verurteilung bei Aussage gegen Aussage Vorwurf Vergewaltigung ?
Eine einzelne Aussage kann der Beginn eines großen Strafverfahrens werden. Der Beginn eines Strafverfahrens, das erhebliche Folgen für die Beteiligten mit sich bringt, den Beschuldigten seine Reputation, seinen Job, möglicherweise auch zeitweise seine Freiheit kosten kann.
Gerade bei Sexualdelikten kommt es nicht selten zu sogenannten Aussage gegen Aussage Konstellationen. Eine Person beschuldigt; die andere streitet den Vorwurf ab.
Wie gehen Staatsanwaltschaft und Strafgericht mit einer Aussage gegen Aussage Konstellation um? Kann man wegen Kindesmissbrauch oder Vergewaltigung verurteilt werden, nur weil eine Person dies behauptet?
Insbesondere in den folgenden Situationen sind wir als Anwälte in Aussage-gegen-Aussage-Konstellationen für Sie da:
- Vorladung der Polizei oder Staatsanwaltschaft
- Haudurchsuchung durch die Ermittlungsbehörden wegen des Verdachts auf ein Sexualdelikt
- Anklage der Staatsanwaltschaft
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- Mehr als 900 positive Bewertungen unserer Mandanten
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Vorladung erhalten wegen eines Sexualdeliktes – Was jetzt zu tun ist:
Wann ist Aussage gegen Aussage?
Man spricht von einer Aussage gegen Aussage Konstellation im Strafverfahren, wenn es außer einer belastenden Aussage keine weiteren unmittelbar tatbezogenen Beweise für die vorgeworfene Straftat gibt und der Beschuldigte den Vorwurf bestreitet.
Von einem Bestreiten des Vorwurfs durch den Beschuldigten ist übrigens nicht nur dann die Rede, wenn er tatsächlich aktiv den Vorwurf von sich weist, sondern auch dann, wenn er zum Vorwurf schweigt.
Nähere Informationen zum Schweigerecht des Beschuldigten haben wir Ihnen hier zusammengestellt.
Wie läuft ein Verfahren im Sexualstrafrecht ab, wenn Aussage gegen Aussage steht?
Gerade im Zusammenhang mit Sexualdelikten sind Aussage gegen Aussage Konstellationen keine Seltenheit.
Beachten Sie: Auch eine einzige belastende Aussage kann zu einer Verurteilung wegen Vergewaltigung, sexueller Belästigung oder einem anderen Sexualdelikt führen.
Wichtig: Auch die Aussage eines Kindes kann zu einer Verurteilung führen.
In diesen Fällen wird der Fokus auf der Analyse der Glaubhaftigkeit der belastenden Aussage liegen. Gibt es außer der belastenden Aussage keine weiteren unmittelbar tatbezogenen Beweise, so muss die Aussage besonders sorgfältig geprüft werden; ob die Aussage dazu reicht, den Beschuldigten zu verurteilen.
Der Ablauf bei Aussage gegen Aussage wird dann so sein, dass der Verteidiger in einem ersten Schritt Akteneinsicht beantragen wird und sodann die Ermittlungsakten analysiert. Daraus ergibt sich dann, dass es sich um eine Aussage gegen Aussage Konstellation handelt. In der Folge wird er bei der rechtlichen Prüfung des Vorwurfs einen ganz besonderen Fokus auf die Analyse der Aussage oder der Aussagen des Belastungszeugens – meistens das Opfer – legen. Gibt es Unstimmigkeiten in der Aussage selbst? Weichen die Schilderung auffallend von einer Vernehmung zur anderen ab? In bestimmten Aspekten ist aussagepsychologisch auch relevant, wie detailliert das Geschehen geschildert werden kann.
Die Rechtsprechung hat Grundsätze entwickelt, wann eine einzige Aussage zu einer Verurteilung führen kann bzw. wie das Gericht mit einer solchen Aussage gegen Aussage Konstellation umzugehen hat. Das Einhalten dieser Grundsätze wird vom Verteidiger für Sexualdelikte überprüft, überwacht und z.B. gegebenenfalls ein aussagepsychologisches Gutachten beantragt. Hält das Gericht sich dennoch nicht an die Grundsätze, kann das ergangene Urteil anfechtbar sein.
Aussage gegen Aussage bei Vorwurf Sexualstraftat: Welche Konsequenzen drohen mir im schlimmsten Fall?
Im schlimmsten Fall kann es – auch bei einer Aussage gegen Aussage Konstellation – zu einer Verurteilung wegen des vorgeworfenen Sexualdelikts kommen (z.B. zu einer Verurteilung wegen Vergewaltigung bei Aussage gegen Aussage oder zu einer Verurteilung wegen sexuellen Kindesmissbrauchs bei Aussage gegen Aussage).
Wie wirkt sich die Beweislast in einem Fall von Aussage gegen Aussage aus?
Im Strafrecht ist es allgemein so, dass das Gericht zur Überzeugung gelangen muss, dass der Angeklagte der vorgeworfenen Tat schuldig ist (§ 261 StPO). Die Tat muss bewiesen werden. Dabei ist nicht der Beschuldigte dazu verpflichtet, Gegenbeweise zu finden, sondern die Staatsanwaltschaft (insbesondere) dazu verpflichtet, Beweise zu finden. Es wird also im Grundsatz immer erst einmal davon ausgegangen, der Beschuldigte sei unschuldig. Außer die Tat kann ihm nachgewiesen werden.
Die Beweislast liegt also nicht beim Beschuldigten, sondern bei der Anklage.
Wichtig: Dass nicht Sie in der Bringschuld für Gegenbeweise sind, sollte nicht dazu führen, dass Sie denken, Sie müssten nichts tun, wenn Sie unschuldig sind, da die Wahrheit ja dann sowieso ans Licht komme. In der Praxis führt dieses Vorgehen nicht automatisch zum Erfolg. Es bedarf einer Verteidigungsstrategie. Diese kann durchaus darin bestehen, zu schweigen. Es kann aber faktisch auch nötig sein, dennoch bestimmte Beweise vorzutragen.
Aussage gegen Aussage Sexualdelikt – der Vorwurf wird so lange verneint, bis er nicht mehr verneint werden kann
Dass zunächst von der Unschuld des Beschuldigten auszugehen ist, gilt im Grunde in besonderem Maße bei Aussage gegen Aussage Konstellationen.
Hier hat die Rechtsprechung die sogenannte Nullhypothese entwickelt. Diese besagt vereinfacht ausgedrückt, dass der Vorwurf so lange abgelehnt werden muss, bis die Ablehnung vor dem Hintergrund gesammelter Beweise nicht mehr haltbar ist. Zur Prüfung, ob die Aussage falsch ist, muss der Sachverständige bei der Begutachtung weitere Hypothesen bilden. BGH, Urteil v. 30.07.1999 – 1 StR 618/98.
Sexuelle Nötigung Aussage gegen Aussage: Welche Beweise müssen vorgelegt werden, um eine Verurteilung zu vermeiden?
Ein solcher Beweis, den man vorbringen kann, kann zum Beispiel ein Alibi für den Tatzeitpunkt sein. Aber auch kann beispielsweise gegebenenfalls die Beantragung eines aussagepsychologischen Gutachtens zur Überprüfung der Glaubhaftigkeit der belastenden Aussage des Opfers Sinn machen.
Sinnvoll sind zu meist Chats bei WhatsApp oder anderen Messengerdienster rund um den Tatzeitpunkt. Es bietet sich auch an nach speziellen Posts zu suchen, die eine Entlastung darstellen können. War das vermeintliche Tatopfer kurz nach der Tat ohne Verletzungsspuren unterwegs? Die Erschütterung der Glaubwürdigkeit ist zentraler Verteidigungspunkt in Aussage-gegen-Aussage-Konstellationen.
Gibt es eine Chance auf Freispruch bei fehlenden objektiven Beweisen?
Ja! Auch wenn der Freispruch bei einer Aussage gegen Aussage Situation nicht garantiert ist, ist ein Freispruch sowie eine Einstellung des Strafverfahrens durchaus möglich.
Schließlich muss das Gericht zur Überzeugung der Schuld des Beschuldigten an der vorgeworfenen Tat kommen – und das allein aufgrund dieser einen belastenden Aussage. Diese gilt es besonders sorgsam zu überprüfen. Verbleiben danach Zweifel an dem Vorwurf, ist der Beschuldigte freizusprechen.
Wie wird die Glaubwürdigkeit der Aussagen bewertet beim Vorwurf Vergewaltigung, sexuelle Belästigung, sexueller Kindesmissbrauch?
In der Analyse einer Zeugenaussage unterscheidet man zwischen der Glaubwürdigkeit einer Person und der Glaubhaftigkeit Ihrer Aussagen. Die Glaubwürdigkeit bezieht sich auf spezielle Punkte, die in der Persönlichkeit des Zeugen liegen. Liegen psychische Erkrankungen vor? Hat die Zeugin schon früher gelogen in anderen Verfahren?
Die Glaubhaftigkeit bezieht sich auf die konkrete Aussage. Gibt es Widersprüche? Wie sieht die Aussagekonstanz aus? Wo werden Details zu ausführlich geschildert und an welchem Punkt gar nicht?
Bei der Glaubhaftigkeit geht es um die detaillierte Auseinandersetzung mit den Vernehmungen. Über die Jahre entwickelt man hier ein Auge für die überzeugenden Ansätze zur Erschütterung belastender Aussagen.
Welche Kriterien verwendet das Gericht, um die Glaubwürdigkeit der beteiligten Personen zu beurteilen?
Es gibt verschiedene Ansätze, anerkannte wissenschaftliche Standards, zur Überprüfung der Glaubhaftigkeit der Aussage des vermeintlichen Opfers bei Aussage gegen Aussage. So wird zum Beispiel auf die Aussagekonsistenz geachtet (sagt das Opfer bei mehreren Vernehmungen immer mehr oder weniger dasselbe oder weichen die Versionen voneinander ab? Absolut identische Aussagen können aber auch auf eine auswendig gelernte Geschichte hindeuten), auf die logische Stimmigkeit der Aussage in sich (sind die Schilderungen widersprüchlich?), wie detailliert kann das vermeintliche Opfer über das Kerngeschehen berichten? Können Gespräche im Zusammenhang mit dem Geschehen geschildert werden? Korrigiert das vermeintliche Opfer spontan bei der Aussage einen bestimmten Aspekt? Belastet sich das vermeintliche Opfer sogar selbst in seiner Aussage oder entschuldigt es den Beschuldigten in bestimmten Aspekten?
Sexueller Übergriff Aussage gegen Aussage: Können Gutachten zur Glaubwürdigkeit beider Parteien angefordert werden?
Grundsätzlich wird es in den meisten Fällen so sein, dass sich das Gutachten über die Glaubhaftigkeit der Aussage, auf die Aussage des Opfers oder sonstigen Zeugen bezieht, da dieses alleinige Grundlage für eine Verurteilung sein kann.
Welche Experten können hinzugezogen werden, um die Glaubwürdigkeit der Aussagen zu beurteilen?
Gerade in Aussage gegen Aussage Situationen kann ein aussagepsychologisches Gutachten eingeholt und damit ein Spezialist auf dem Gebiet der Psychologie, in den Fall involviert werden.
Wird ein aussagepsychologisches Gutachten nicht eigeninitiativ vom Gericht angeordnet oder der Staatsanwaltschaft beantragt, so kann auch der Verteidiger die Einholung eines aussagepsychologischen Gutachtens zur Überprüfung der Glaubhaftigkeit der Aussage beantragen. Auch das ist Teil einer Verteidigungsstrategie und kann bei Aussage von Aussage Situationen von erheblicher Bedeutung.
Welche Arten von Beweisen können meine Aussage unterstützen?
Zum einen kann wie erwähnt das Gutachten für Ihre Aussage sprechen (wenn das Gutachten zum dem Ergebnis kommt, die Aussage des Opfers sei nicht erlebnisbasiert, nicht glaubhaft), zum anderen kann es wichtig sein, Textnachrichten, E-Mails oder andere Dokumentationen rund um die Tat vorzubringen – z.B. wenn das vermeintliche Opfer einer Vergewaltigung dem Beschuldigten noch mehrmals schreibt, als wäre nichts geschehen und bestünde Interesse an weiterem Kontakt.
Pauschal sind diese Ausführungen hier natürlich nicht. Welche Beweise für Sie als Beschuldigten günstig sind und welche Beweise durch die Verteidigung in den Strafprozess eingeführt werden sollten, bespricht Ihr wir mit Ihnen. Auch das ist Teil der Verteidigungsstrategie.
Chancen nach einer Verurteilung in einer Aussage gegen Aussage-Konstellation
Kommt es schlussendlich doch zu einer Verurteilung wegen des vorgeworfenen Sexualdelikts, so muss dies noch nicht der Ende des Strafverfahrens sein. Urteile können je nach Situation mit den Rechtsmitteln Berufung und oder Revision angefochten werden, sodass der Vorwurf noch einmal durch ein Gericht überprüft wird. Entweder komplett tatsächliches Geschehen und rechtliche Würdigung (Berufung) oder nur eine erneute rechtliche Prüfung (Revision).
Hier kann zum Beispiel das aussagepsychologische Gutachten angegriffen werden, wenn dieses sich beispielsweise nicht an den aktuellen Stand der Wissenschaft hält.
Daran zeigt sich wieder, wie wichtig eine erfahrene und spezialisierte Verteidigung auf dem Gebiet ist. Um Fehler in einem aussagepsychologischen Gutachten erkennen und geltend machen zu können, muss man sich auf dem Gebiet auskennen und die geltenden Grundsätze für Aussage gegen Aussage Situationen und die hierfür erforderliche Prüfung der Glaubhaftigkeit einer Aussage kennen.
Aussage gegen Aussage bei Vorwurf Sexualstraftat: Welche Verteidigungsstrategien sind in einem solchen Fall sinnvoll?
Das kommt ganz auf den konkreten Fall, den konkreten Vorwurf und das Ziel der Verteidigung an.
So kann es zum Beispiel bei einer Aussage gegen Aussage Konstellation im Sexualstrafrecht Sinn machen, das vermeintliche Opfer mit einer Vielzahl an Detailfragen zu „bombardieren“, um Schwachstellen in der Aussage zu erkennen. Unter Umständen macht aber gerade das keinen Sinn. Die Schritte der Verteidigung, auch die Auswahl der im Prozess an das vermeintliche Opfer zu stellende Fragen, müssen wohl überlegt und durchdacht sein.
Ebenso muss durchdacht werden, ob Sie als Beschuldigter lieber zum Vorwurf schweigen oder ob Sie auch – aktiv – eine Aussage machen.
Aussage gegen Aussage: Welche Rolle spielen Alibis und Zeugen, die meine Aussage unterstützen?
Alibis und Zeugen, die Ihre Aussage stützen, sind für Sie als Beschuldigten in aller Regel natürlich von Vorteil. Aussage gegen Aussage Konstellationen zeichnen sich aber gerade dadurch aus, dass es keine weiteren Zeugen gibt, die zur Tat aussagen können.
Wie können wir die Aussagen der Gegenseite widerlegen oder deren Glaubwürdigkeit in Frage stellen?
Kernfrage der Prüfung der Glaubhaftigkeit der Aussage des vermeintlichen Opfers ist die Frage, ob die Aussage erlebnisbasiert ist, also auf tatsächlichen Geschehen beruht. Ist wirklich passiert, was das vermeintliche Opfer schildert?
Manchmal (!) kann es Sinn machen, das vermeintliche Opfer besonders intensiv, besonders detailliert zu befragen, um mögliche Schwachstellen der Aussage zu erkennen. Was in Ihrem Fall am meisten Sinn macht und erfolgsversprechend ist, analysieren wir nach der Akteneinsicht und Einarbeitung in Ihren konkreten Fall.
Das sind nur Beispiele für mögliche Aspekte, auf die es bei der Prüfung der Glaubhaftigkeit einer Aussage ankommen kann.
Schwierig ist es insbesondere, wenn das vermeintliche Opfer seine Version als wahr glaubt, obwohl das so nicht geschehen ist. Dies kann insbesondere durch suggestive Einflüsse entstehen.
Das und vieles mehr ist Teil der Prüfung der Aussage bei Aussage gegen Aussage Konstellationen.
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