Die Studienplatzklage in Hessen
Studieren im Land von Handkäs’
und Apfelwein
Studienplatz einklagen in Hessen? – So wird es ein Erfolg!
Zahlreiche Studieninteressierte in Deutschland nutzen das Instrument der Studienplatzklage, um ihren angestrebten Studienplatz zu erreichen – Tendenz steigend. Hessische Universitäten und Gerichte haben sich bereits an jährliche Rechtsstreitigkeiten gewöhnt. Die Rahmenbedingungen solch einer Klage unterscheiden sich jedoch von Land zu Land. Daher ist die Konsultierung rechtlichen Rats empfehlenswert.
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Universitäten in Hessen:
❘ Justus-Liebig-Universität Gießen ❘ Philipps-Universität Marburg ❘ Universität Kassel ❘ Technische Universität Darmstadt ❘ Technische Hochschule Mittelhessen ❘
Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU):
große Fächervielfalt und interessante Sondereinrichtungen
An der JLU Gießen sind 28.000 Studierende in rund 90 Studiengängen in elf Fachbereichen immatrikuliert. An der Volluniversität werden beispielsweise Human- und Veterinärmedizin, Psychologie, Germanistik, Rechts-, Wirtschafts-, Sozial-, Ernährungs- und Agrarwissenschaften zum Studium angeboten. Gerade in Psychologie, Biologie und Anglistik genießt die JLU ein hohes Ansehen in Deutschland. Die Universitätsbibliothek weist einen Bestand von 3.7 Millionen Bänden auf. Durch diverse Sondereinrichtungen, wie dem interdisziplinären Forschungszentrum (iFZ) und dem Zentrum für internationale Entwicklungs- und Umweltforschung (ZEU) sticht die JLU deutschlandweit hervor.
Die drei miteinander verknüpften Campusareale liegen im Zentrum der Universitätsstadt Gießen. Die Stadt zeichnet sich durch ihre Naturnähe aus, so liegt sie zwischen Lahn, Gladenbacher Bergland, Hintertaunus und Vogelsberg. Nahezu jeder dritte Bewohner Gießens gehört der Studierendenschaft der JLU an, was die Atmosphäre des Ortes in besonderer Weise prägt.
Philipps-Universität Marburg:
beste Studierendenatmosphäre in einer kleineren Stadt
Die Uni Marburg zählt 25.000 Studierende in ihren 16 Fachbereichen, wozu Pharmazie, Medizin, Psychologie, Biologie, Geographie, Rechts-, Wirtschafts- und Erziehungswissenschaften gehören. Zu den An-Instituten der Volluniversität gehören etwa das Institut für Wirtschafts- und Sozialethik und die Christoph-Dornier-Stiftung für klinische Psychologie.
Der umfangreiche Hochschulsport, Sprachenzentrum, Musikangebote und Botanischer Garten bereichern das Studierendenleben an der Uni Marburg. Die Studierendenschaft macht ungefähr ein Drittel der Einwohnerzahl der Stadt aus. Marburg ist eingerahmt von Gladenbacher und Marburger Bergland. Mehrere Wanderwege laden Studierende für ein schönes Naturerlebnis ein. Die Reformationsstadt Europas überzeugt insbesondere durch seine städtebauliche Architektur mit Elisabethkirche, Marburger Schloss und historischer Altstadt.
Universität Kassel:
hoher Praxisbezug und hohe Interdisziplinarität
An der Universität Kassel sind 25.000 Studierende in mehr als hundert Studiengängen in elf Fachbereichen eingeschrieben. Zu den Studiengängen gehören etwa Psychologie, Soziale Arbeit, Soziologie, Sport im Lehramt, Umweltingenieurwesen, Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung, Wirtschaftswissenschaften, Biologie, Bauingenieurwesen, Nachhaltiges Wirtschaften, Philosophie und Politikwissenschaft. Zu den Besonderheiten der Uni Kassel gehören der Fokus auf Interdisziplinarität und ein hoher Praxisbezug, insbesondere bei den Lehramtsfächern. Schwerpunkte der Forschung sind etwa: Energieversorgungssysteme der Zukunft, Nanostrukturwissenschaften, Umwelt, Klima und Ernährung. Einrichtungen wie das Zentrum für Umweltbewusstes Bauen (ZUB) und das Studierendenhaus bereichern den akademischen Betrieb.
Der Lehrbetrieb findet an verschiedenen Campus statt. Die Stadt Kassel liegt in einem Talkessel zwischen Ausläufern mehrerer Mittelgebirge. Zu den markantesten Bauwerken gehört der Herkules im Bergpark Wilhelmshöhe. Kassel ist eine der Städte mit einer der größten innerstädtischen Parkanlagen und einer der weitläufigsten Naherholungsgebiete Deutschlands.
Technische Universität Darmstadt:
guter Ruf in modernen Fächern wie Energiesysteme
Die TU Darmstadt zählt 40.000 Studierende in 13 Fachbereichen. Zu den gut 100 Studiengängen gehören etwa Künstliche Intelligenz, Robotik, Maschinelles Lernen und Sehen, Computerlinguistik, Computer Science, Wirtschaftsinformatik, Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik. In den genannten Fächern genießt die TU Darmstadt einen sehr guten Ruf, was sich mitunter in verschiedenen Rankings widerspiegelt. Zu den sechs Profilbereichen der Exzellenzuniversität gehören etwa Cybersicherheit (CYSE) und Energiesysteme der Zukunft. Die TU Darmstadt hat mehr als 300 Partneruniversitäten weltweit. Zahlreiche Forschungseinrichtungen haben sich in der Umgebung der Volluniversität angesiedelt, so etwa ein Fraunhofer-Institut. Das UniSportZentrum (USZ) hält ein vielfältiges Angebot von A wie Aerobic bis Z wie Zumba für die Studierenden bereit. Der Unicampus liegt äußerst zentral im Hochschulviertel mit angeschlossenem Stadtpark Herrngarten. Die Wissenschaftsstadt Darmstadt überzeugt mit ihrer Naturnähe und ihrem reichhaltigen kulturellem Leben.
Technische Hochschule Mittelhessen:
die dreigeteilte akademische Vielfalt
Die Technische Hochschule Mittelhessen (THM) ist mit gut 18.000 Studierenden die größte staatliche Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hessen. Ihre Standorte liegen in Friedberg, Gießen und Wetzlar. Zum Standort Gießen gehören etwa die Studiengänge Life Science Engineering, Gesundheit und Wirtschaft. Zum Standort Friedberg zählen etwa Mathematik und Wirtschaftsingenieurwesen. Viele Erasmus-Partnerhochschulen, aber auch Hochschulen außerhalb von Europa, sind Teil des Netzwerks der THM.
Gießen zeichnet sich durch seine Naturnähe aus, so liegt es zwischen Lahn, Gladenbacher Bergland, Hintertaunus und Vogelsberg. Fast jeder zweite Bewohner Gießens gehört der Studierendenschaft an, was die Atmosphäre des Ortes in besonderer Weise prägt. Das nahegelegene Wetzlar zeichnet sich durch seine schönen historischen Bauwerke und einen grünen Altstadtring aus. Friedberg ist gekennzeichnet durch viele weiterbildende Schulen. Es grenzt an den Naturpark Taunus.
Viele Zulassungsquoten, Abi-Schnitt 1,3 – welche Beschränkungen stellen hessische Universitäten und Hochschulen bei der Studienzulassung auf?
Doch nur ein kleiner Kreis von den Bewerberinnen und -bewerbern hat das Glück, an einer der aufgezählten Universitäten und Hochschulen in Hessen zu studieren. Der Unterschied zwischen den jährlichen Bewerber- und Zulassungszahlen zeigt, wie beliebt die Universitäten und Hochschulen in Hessen sind.
Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU): Einser-Abi in Psychologie gefordert
An der JLU wurden für das Psychologie-Studium im Wintersemester 2023/24 genau 150 Plätze bereitgestellt. Im Hochschulauswahlverfahren, worüber 80 % dieser Plätze vergeben wurden, lag die Zulassungsgrenze bei einem Abischnitt von 1,4. Alternativ kam man nur mit einer Kombination aus sieben Wartesemestern und einer Abinote von 2,7 an einen Platz. Im Studiengang Lehramt an Grundschulen brauchte es im Wintersemester 2024/25 mit einem NC von 2,8 ein solides Abitur als Voraussetzung für die Zusage zu einem Studienplatz.
Philipps-Universität Marburg: NC bei 1,3 in Psychologie, 16 Bewerber auf einen Platz
An der Phillips-Universität Marburg kamen im Wintersemester 2023/24 im Studiengang Psychologie nahezu 2.500 Bewerber auf 150 Plätze (Verhältnis 1 zu 16). Der Grenzwert lag bei der Note 1,3. Alternativ konnten Interessierte über die Warteliste nach sieben Semestern einen Platz einnehmen, wenn sie mindestens die Note 2,5 vorwiesen. In Biomedical Science lag der Grenzwert nach der Note bei 1,4. Alternative waren sieben Wartesemester bei einer Note von 2,9. Auch hier klafften die Zahlen von Bewerbern und Plätzen weit auseinander: 1310 Bewerbern standen nur 70 Plätze zur Verfügung (Verhältnis 1 zu 18).
Universität Kassel: Zweierabitur in Psychologie oder sieben Semester Wartezeit
An der Universität Kassel lag der Zulassungsgrenzwert im Wintersemester 2023/24 in Psychologie in der Leistungsliste bei 2,15. Wer Zeit mitbrachte, durfte zumindest nach einer Wartezeit von sieben Semestern das Psychologiestudium aufnehmen. Auch in Architektur, Soziale Arbeit, Lehramt an Grundschulen gab es in der Vergangenheit an der Uni Kassel Zulassungsgrenzen.
Technische Universität Darmstadt: nur 6 % der Bewerber*innen in Psychologie bekommen einen Platz
An der TU Darmstadt lag im Wintersemester 2023/24 die Zulassungsgrenze im Studiengang Psychologie in der Auswahl nach Durchschnittsnote bei 1,5. Bei der Auswahl nach Zeit benötigte es eine 3,0 bei sieben Wartesemestern. Auf 1.331 Bewerberinnen und Bewerber kamen nur 84 Plätze, was einer Zulassungsquote von rund 6 Prozent entspricht.
Auch in anderen Studiengängen reichte nicht irgendeine Durchschnittsnote auf der Hochschulzugangsberechtigung: Für Lehramt am Gymnasium (Biologie) und Architektur benötigten Interessenten ein Abitur mit 3,0; in Wirtschaftsinformatik lag der NC bei 2,7.
Technische Hochschule Mittelhessen: Gutes Abitur für angehende Architekten
Bei der Technischen Hochschule Mittelhessen brauchten angehende Architekten ein Abitur von 2,5, um zum Studiengang Architektur zugelassen zu werden. Alternativ mussten sie drei Jahre ins Land gehen lassen und einen Abiturdurchschnitt von 2,8 vorweisen. Andernfalls konnten sie an der Hochschule leider nicht den Traumstudienplatz erhalten.
Ist künftig mit einer Entspannung der Zulassungsanforderungen zu rechnen?
Eine Verbesserung der Situation um die Zulassungen an den Universitäten und Hochschulen ist nicht zu erwarten. In Hessen ist wegen der Reputation der Unis und wegen der anzufindenden studentischen Atmosphäre eher noch eine verstärkte Konkurrenz zwischen Studieninteressierten zu erwarten.
Die Verdopplung der Abiturientenquote in Deutschland innerhalb weniger Jahrzehnte hat seinen Teil dazu beigetragen. Ebenso hat der Anteil der Einser-Abis zugenommen, weshalb viele Unis zunehmend auf flexiblere Auswahlsysteme zurückgreifen. Schließlich haben die Universitäten und Hochschulen nicht genügend Mittel in der Hand, um die Nachfrage abzudecken.
Humanmedizin: Zulassungsquote schrumpft seit Jahrzehnten
Insbesondere im Studiengang Humanmedizin gab es kaum Veränderungen bei der Gesamtzahl der zu vergebenden Studienplätze in Deutschland in den vergangenen zwei Jahrzehnten. Parallel dazu hat die Anzahl an Bewerberinnen und Bewerbern um mehr als 100% zugenommen. Dadurch ist es immer schwieriger geworden, etwa über die Abiturbestenquote (AbiQ) einen Studienplatz in Medizin zu erhaschen. So lagen die Auswahlgrenzen an deutschen Unis für Humanmedizin um die Jahrtausendwende noch zwischen 1,6 und 2,2. Mittlerweile hat sich deutschlandweit eine Zulassungsgrenze von 1,0 bis 1,2 etabliert. Ein Topabi mit 1,0 gelingt aber nur 1 bis 3 Prozent der Schulabsolventinnen und -absolventen in Deutschland. Das Ergebnis der Entwicklung ist die Zunahme von Leistungsdruck.
Studienplatzklagen: Was spricht dafür?
Einen Ausweg aus dem ewigen Leistungskampf bietet die Studienplatzklage in Hessen. Vorbehalte gegen Studienplatzklagen erweisen sich als entbehrlich. Zum einen beeinflussen Studienplatzklagen nicht die Festlegung des Studienplatzkontingents in negativer Weise, ein ‘Klau‘ von Studienplätzen ist damit nicht verbunden. Studienplatzklagen greifen nur, wo Unis und Hochschulen sich verkalkuliert haben: in der Essenz geht es allein um das Aufspüren bislang unentdeckter oder unerwähnt gelassener Studienplatzkontingente. Es wird geschaut, ob die Kapazitätsberechnungen zutreffen. Berücksichtigt wird zum Beispiel ein sogenannter „Schwundausgleichsfaktor“. Der Schwundausgleichsfaktor beinhaltet die Zurverfügungstellung von zusätzlichen Plätzen im ersten Semester in Erwartung bestehender Abbrecherquoten in den Folgesemestern.
Haben die Universitäten eine Pflicht, mehr Kapazitäten für Studienplätze zu schaffen?
Universitäten und Hochschulen haben im Lichte des Grundrechts der Berufsfreiheit, des Gleichheitssatzes und des Sozialstaatsprinzips die Pflicht, die Kapazitäten im Lehrbetrieb auszuschöpfen. Studienplatzklagen dienen der Überprüfung, ob die Unis dieser Pflicht nachkommen. Studienplatzklagen haben somit eine für die Demokratie zwingende Kontrollfunktion.
Welche Auswirkungen haben Studienplatzklagen auf die Studierendensituation an den Unis?
Studienplatzklagen führen in ihrer Summe zu einer Sensibilisierung der Politik in Bezug auf die Studierendensituation an den Universitäten und Hochschulen. Die Klagen offenbaren Missstände und forcieren die Frage, ob nicht fortlaufend mehr Haushaltsmittel zur Einrichtung zusätzlicher Plätze zur Verfügung gestellt werden sollten. In Berlin haben dutzende erfolgreiche Studienplatzklagen in einem Studiengang allein in einem Wintersemester eine derartige Debatte bereits in das Abgeordnetenhaus getragen. Eine langfristige Schaffung von zusätzlichen Studienplätzen ist überfällig.
Insbesondere im Studiengang Humanmedizin wird dies deutlich. Angesichts des demografischen Wandels und bevorstehenden Fachkräftemangels ist ein Kurswechsel notwendig. Dies dient auch der Garantie der Unabhängigkeit der Wissenschaft.
Welche Besonderheiten gibt es bei Studienplatzklagen in Hessen zu beachten?
In Hessen sind wie sonstwo auch landesspezifische rechtliche Besonderheiten zu beachten. Dies erfordert eine kompetente rechtsanwaltliche Beratung mit Fachbezug. Klagen können nur Deutsche, EU-Angehörige und Bildungsinländer (d. h. Inhaber der deutschen Hochschulreife). Bereits eine inkorrekte Bewerbung hat das Fehlen des Rechtsschutzbedürfnisses zur Folge.
Die Universitäten in Hessen sind teils nicht anwaltlich vertreten (wie zum Beispiel immer wieder die Uni Gießen und die Uni Marburg), was Auswirkungen auf die Verfahrensstrategie hat. Die Studienplätze werden nach einer erfolgreichen Studienplatzklage üblicherweise nach der sogenannten Reserverangliste vergeben.
Was ist zu tun, wenn Studienplatzklagen in gerichtliche Vergleiche münden?
Wenn die Universitäten in Hessen bei Studienplatzklagen keine anwaltliche Vertretung haben, kommt es nicht selten zu Vergleichen vor Gericht. Dadurch kann der Rechtsstreit beschleunigt und weitere Kostenrisiken ausgeschlossen werden. Dafür spielt dann das anwaltliche Verhandlungsgeschick eine größere Rolle. Die Strategie wechselt von Universität zu Universität. Zur Abschätzung der Aussichten der Klage ist eine Beachtung der Einzelfallumstände erforderlich.
Die hier aufgezählten Charakteristika der Studienplatzklage in Hessen demonstrieren die Komplexität der Verfahren. Eine kompetente juristische Betreuung ist notwendig.
Es gilt: je früher sich Schülerinnen und Schüler Gedanken über ihre Ziele und die je nach erwarteten Abischnitt folgenden Chancen auf einen Studienplatz machen, desto besser. Wenn Anwälte mit gewissem Vorlauf vor dem Abi-Abschluss konsultiert werden, sind die Chancen günstiger.
Wann kann man spätestens die Studienplatzklage einreichen? Der Ablehnungsbescheid der angepeilten Uni gibt Aufschluss
Spätestens, wenn die Studienbewerber den Ablehnungsbescheid erhalten, sollte eine Kanzlei für Verwaltungsrecht mit einschlägiger Erfahrung, kontaktiert werden. Denn dann beginnt die entscheidende Frist zu laufen.
Ein gemeinsames Vorgehen ermöglicht die Einschätzung der Klageaussichten. Der jeweils angestrebte Studiengang und der Rangplatz auf der Bewerberliste sind dafür maßgebliche Faktoren.
Ein kompetenter und erfahrener Rechtsanwalt wird seiner Mandantin bzw. seinem Mandanten von einer Klage abraten, wenn diese von vornherein aussichtslos sein sollte.
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